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Die Sinnlosigkeit der Optiminerung für uns als Menschen

31. Dezember 2015

Man kann es hier und da lesen, viele von uns praktizieren es im Alltag wie ganz selbstverständlich, Selbstoptimierung ist mittlerweile zu einer Art Grundmaxime der Menschen, zumindest in der westlichen (säkularisierten?) Welt geworden.

Warum machen wir das? Darüber zerbrechen sich gescheite Leute den Kopf, meist kommen sie zu einem Schluss, der besagt, dass uns die Sinnsuche dazu verleitet, sozusagen als Überkompensation. Wir finden keinen Sinn im Leben, also konstruieren wir einen, der dann eben besagt „Sei optimal!“. So weit, so dämlich. Optimierung als Selbstzweck hält einem intensiveren Nachdenken nicht stand. Wenn wir kein Sinn, kein Ziel im Leben haben, kann da ja auch nichts sein, für dass wir optimal vorbereitet sein können. Es gab da mal einen grandiosen Cartoon in der Titanic, den ich aber leider seit Jahren nicht finde. Egal.

Denkbar wäre ja aber auch – Achtung: hanebüchene Theorie!!: Wir als Menschen sind nur ein „Sprungbrett“ für unseren evolutionären Nachfolger, eventuell eine von uns selbst entwickelte künstliche Intelligenz, die wir nebenher im Prozess unserer „Selbst“Optimierung erzeugen, damit sie uns dabei hilft. Irgendwann machen wir uns dann mit unserem emotionalen Pipikram, unseren Zipperlein, unseren Launen und was auch immer überflüssig, weil un-optimiert, und dann ist die Zeit für unseren Nachfolger gekommen. Strebsame Menschen mit ökologischem Gewissen wollen die Silvesterböllerei abschaffen. Ist ja auch irgendwie unvernünftig.

Keine Unzulänglichkeiten erlaubt!

10. April 2014

Ich war heute morgen beim Elterngespräch im Kindergarten meines Sohnes, zum Elterngespräch. Das findet ein mal im Jahr statt und dient dazu, die Eltern über den Entwicklungsstand des Kindes zu informieren. Grundlage der „Bewertung“ ist der DESK-Test. Da kam bei raus, dass mein Kind allerlei kann, manches aber auch nicht. Zum Beispiel hat er keine Lust, Puzzles zu legen und Brettspiele zu spielen. Die Erzieher’innen gaben an, diverse Tricks probiert zu haben, um die Tests durchzuführen und dem ganzen den Anschein zu verliehen, gar kein Test zu sein, sondern Teil des alltäglichen Spiels zu sein. Er malt nicht oft. Er baut nicht mit Lego oder Klötzen, sondern nur draußen mit Stöcken und solchem Zeug. Ich erkenne mich in all diesen Sachen wieder. Ich kann Puzzeln und Brettspiele nicht leiden, deswegen versuche ich auch nie, welche mit ihm zu spielen. Wir haben also beide keine Übung bei solchen Sachen. Sollte eigentlich vollkommen ok sein, ist es aber anscheinend nicht, sonst würde sowas ja nicht in irgendwelchen Test erfasst und den Erziehungsberechtigten mitgeteilt werden. Erziehungsberechtigte wissen dann, in welchen Bereichen sie „fördern“ können (sollen?). Ich frage mich nun warum das nötig ist.

Von allerlei Stellen werden Standards gesetzt, die dann von Intitutionen, die Menschen formen an diesen umgesetzt werden sollen. Da sind solche Dinge wie die Lehrpläne an Schulen, die in den letzten Jahren im Zuge der PISA-Debatte tüchtig saniert worden sind und nun den Anspruch haben, den Kindern sogenannte Kompetenzen zu vermitteln, letztendlich die Fähigkeiten, ihr Lernen und ihre Arbeitsweisen selbst zu steuern, anzupassen und zu reflektieren. Klingt erstmal gut, klar, warum nicht. Ist ja wahrscheinlich auch nur ein Zeichen von individueller Dickköpfigkeit, wenn man einzelne dieser Kriterien nicht erfüllt und diese dann infrage stellt.

Ich möchte mal behaupten, dass diese Form der Selbstoptimierung in erster Linie wirtschaftlichen Interessen anderer dient. Wer und warum hinter der PISA-Studie steht und inwieweit die wirtschaftliche Verwenbarkeit der danach bewerteten Menschen damit gemessen und verbessert werden soll, ist oft diskutiert worden. Mir als Elternteil ist es zudem aber auch einfach kein Anspruch an mein Kind, aufgrund solcher Tests und deren Ergebnisse mein eigenes Verhalten und das meines Kindes, unsere Vorlieben und Nichtvorlieben auch noch kritisch betrachten und bearbeiten zu wollen. Ich denke mal es reicht irgendwann. Inzwischen sind die meisten Menschen so weit, permanent an sich selbst, ihrem Verhalten, ihrem Aussehen, ihren Fähigkeiten usw. herumzuoptimieren, dass sich mir die Frage stellt, was in Zukunft noch die Persönlichkeit eines Menschen ausmachen kann. Und was sie ausmachen sollte, bzw. wozu man im Endeffekt eigentlich auf der Welt ist. Welche Werte will ich meinem Kind vermitteln und für mich selber anlegen?`Will ich mir diese Dinge wirklich anhand irgendwelcher Standards bis ins letzte Detail vorgeben lassen? Mein Gefühl sagt mir nein…